Der Todeskampf eines Spötters

Voltaire, der Gottesleugner und Spötter, war vor den Augen der Welt der große Mann des 18. Jahrhunderts. Was aber sahen die Zeugen seines Sterbens? Sie sahen einen verzweifelnden Menschen unter Jammerrufen zur Hölle fahren. In seinem Todeskampfe war er aus dem Bette gefallen. Er lag auf der Erde; in der Verzweiflung rief er: "Will der Gott, den ich verleugnet habe, nicht auch mich erretten? Kann das unendliche Erbarmen nicht auch bis zu mir gelangen?" Der Arzt, Dr. Tronchin, hatte den armen Kranken verlassen, weil er dessen Leiden nicht zu lindern vermochte. Als er wiederkam, lag Voltaire in den letzten Zügen, aber er erkannte den Arzt und sagte: "Doktor, geben Sie mir nur noch sechs Monate!" - "Mein Herr," antwortete Tronchin, "Sie können keine sechs Wochen mehr leben!" - "Dann werde ich zur Hölle gehen", rief der Unglückliche, "und Sie mit!"

Quelle: Der ewig reiche Gott, Dietrich Witt, Beispiel 1010
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