Der Segen Gottes
Gotthold ging mit etlichen Freunden durch die Saat, welche man, weil sie wohl sich anließ und große Hoffnung zur wohlfeilen Zeit machte, ohne sonderliche Ergötzlichkeit nicht konnte anschauen. Da sagte einer: Hier sieht man Gottes Segen! Gotthold antwortete: Nicht hier allein, sondern allenthalben, wenn wir nur denselben recht beobachten wollen. Ich wünschte von Herzen, dass, wie man auf vielerlei Eitelkeiten oft Acht hat, man auch die Wunder des göttlichen Segens möchte bemerken und beobachten. Es ist merkwürdig, dass die Schrift, als sie des Königs Salomo Hofhaltung beschreibt, auch gar genau verzeichnet hat, wie viel täglich bei derselben vertan sei, nämlich 30 Cor oder 300 Scheffel Semmelmehl, 60 Cor oder 600 Scheffel anderes Mehl, 10 gemästete Rinder, 20 Weiderinder und 100 Schafe, ausgenommen Hirsche, Rehe und Gemsen und gemästet Vieh. 1. Kön. 4, 22.
Wenn dies alles mit 365, so viel Tage im Jahre sind, summiert wird, kommt heraus zu eines Jahres Vorrat 109500 Scheffel oder 4562 Wispel, 12 Scheffel Semmelmehl, 219000 Scheffel oder 9125 Wispel ander Mehl, 3651 gemästete Rinder, 7300 Weiderinder, 36500 Schafe. Dies ist darauf gegangen allein am königlichen Hofe, was meint ihr, dass des ganzen Landes, darinnen zu Königs David Zeiten über die sechzehnmal hunderttausend streitbarer Männer gezählt worden, (1. Chr. 22, 5; 2. Sam. 24, 9) Notdurft erfordert hat? zumal da niemand etwas gefehlt hat, wie gesagt wird: Juda und Israel, des war viel, wie der Sand am Meer, und aßen und tranken und waren fröhlich. 1. Kön. 4, 20.
Ich meine ja, dass dies mag von Gott gesegnet heißen! Nun können wir zwar unser Land und Zeiten hiermit nicht vergleichen, dennoch wollte ich mir wünschen zu wissen, wie viel Korns jährlich in diesem geringen Kreise, der etwa in die 7 oder 8 Meilen sich erstreckt, gebaut, wie viel Vieh erzogen und verzehrt wird. Eine Stadt weiß ich, die ziemlich wüste und unbewohnt ist, welche jährlich über tausend Wispel an Weizen, Roggen- und Gerste bedarf; viel mehr verzehrt das ganze Land, ja viel mehr baut und gewinnt es und kann mehrenteils noch andern Ländern etwas abgeben; also ergießt sich auch über unsere Gegend der milde Segen Gottes, daran doch die wenigsten Einwohner denken. Mein Gott! was ist dein Segen anders, als ein milder Einfluss deiner Güte in deine Geschöpfe? Ich koste und schmecke in einem jeden Bissen, den ich esse, in einem jeden Trunke, den ich tue, deine übergroße Güte und überschwengliche Süßigkeit. Außer deiner Gnade wären alle Gewächse nur sodomitische Äpfel, die voller Asche und Staub sind und zur Nahrung nicht dienen. So fahre fort, mein Gott! unsere Stadt und Land zu segnen, denn was du Herr segnest, das ist gesegnet ewiglich, 1. Chr. 18, 27.
Es segne uns Gott, unser Gott! es segne uns Gott, und alle Welt fürchte ihn! Ps. 67, 7-8
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