Der Regenbogen
Als Gotthold eines wunderschönen Regenbogens ansichtig ward, sagte er bei sich selbst: Mein Gott! das ist das Zeichen des Bundes, welchen du mit den Menschen nach der Sündfluth in Gnaden gemacht hast, 1. Mos. 9, 12. Herr, Herr Gott, barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Gnade und Treue, der du beweisest Gnade in tausend Glied und vergiebst Missethat, Übertretung und Sünde! 2. Mos. 34, 6. 7. Du bist wunderlich in allen deinen Werken, am allerwunderlichsten aber und unbegreiflich in deiner Güte und Gnade. Du zeigst uns hier den Bogen als ein Zeichen deiner Macht, aber ohne Sehnen und Pfeile zum Beweis deiner Gnade. Dieses dein Gnadenzeichen erscheint in den dicksten Regenwolken, anzudeuten, daß du auch in Trübsal der Barmherzigkeit gedenkest, Habak. 4, 2. und wenn du zürnest, Gnade und Güte erzeigest. Tob. 3, 14. Ich sehe diesen Bogen an als ein hohes Portal deines himmlischen Hauses und weiß, daß die Gnadenthür niemals vor einem betrübten Sünder verschlossen ist. Dieses wunderschöne Himmelsbild entsteht, wenn sich die Sonne in so viel tausend herunter fallenden Regentropfen abbildet und spiegelt; also spürt man in allen deinen Werken deine unbegreifliche Güte. Doch, wie dieser Bogen nur ein halber Zirkel ist, also hast du uns in dieser Zeit die ganze Herrlichkeit deiner Güte noch nicht offenbart, sondern den größten Theil der seligen Ewigkeit vorbehalten, in welcher wir dich majestätischen, glorwürdigsten, liebreichen Gott auf dem Stuhl deiner Herrlichkeit mit dem Regenbogen deiner Güte umgeben Offenb. 4, 3. ewig und selig anschauen werden. Nun, mein Gott! es sei dir hiemit zugesagt, daß, so lange der Odem in mir ist, der Ruhm deiner Gnade aus meinem Herzen und Munde nicht kommen soll; ich will deine Gnade loben, weil ich lebe, denn deine Gnade ist mein Leben, deine Güte ist besser, denn Leben. Ps. 63, 4. Laß mich nur deiner Gnade allezeit versichert sein, so genüget mir.
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