Der Mensch soll sein Mögliches tun

Ein hervorragendes Beispiel von Gottes Werk und des Menschen Verantwortung finden wir bei den Ereignissen um den Tod des Lazarus und seine Auferstehung. Nachdem Lazarus gestorben war, ging Jesus zu seinen Schwestern und fragte: »Wo habt ihr ihn hingelegt?« Jesus wusste bestimmt, wo sie ihn hingelegt hatten. Und doch bat er sie, ihm die Stelle zu zeigen. Als sie dann an der Höhle ankamen, befahl ihnen Jesus: »Wälzt den Stein weg!« Jesus hätte das auch selber machen können, oder er hätte sagen können: »Stein, wälze dich weg!« Aber nein, er ließ es die anderen machen. Nachdem sie den Stein weggewälzt hatten, ging Jesus nicht in das Grab hinein und sagte auch nicht den anderen, sie sollen Lazarus befehlen, aufzustehen. Das tat er selber! Und Lazarus stand tatsächlich auf.
Warum hat Jesus so verschieden gehandelt? Nun stehen Tote bekanntlich nicht auf, wenn Menschen ihnen das befehlen. Tote können nur auferstehen, wenn Gott den Befehl dazu gibt. Nachdem Lazarus auferstanden war, befahl Jesus wieder: »Nehmt ihm die Grabtücher ab!« Wer einen Menschen von den Toten zurückholen kann, nachdem der Leichnam schon angefangen hatte zu verwesen, wäre bestimmt auch in der Lage gewesen, die Grabtücher von allein verschwinden zu lassen. Doch das tat Jesus eben nicht, sondern er überließ das Menschen. Das Wunder zeigt, wie Jesus den Freunden und den Verwandten von Lazarus befahl, ihr Möglichstes zu tun (das Grab zu zeigen, den Stein wegzuwälzen, die Grabtücher abzunehmen). Dabei sollten sie glauben, dass Gott für das Unmögliche sorgen würde (Lazarus von den Toten zurückzubringen).
(Tim Timmons)

Quelle: Wie in einem Spiegel, Heinz Schäfer, Beispiel 1956
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