Der Maulwurf
Gotthold sah, daß ein Gärtner einem Maulwurf aufpaßte, welchen er auch, indem er in seiner schädlichen Arbeit war, glücklich ertappte und mit dem Grabscheit aus der Erde warf, da er denn mit dem Leben bezahlen mußte. Dies Thierlein, dachte er bei sich selbst, ist ein artiges Bild eines zank- und gewinnsüchtigen Weltkindes, denn es thut nichts, als daß es um seiner Nahrung willen die schönen Gärten und Stecker durchpflügt, den Pflanzen die Wurzeln benagt und verdirbt, und mit seinen vielen aufgeworfenen Haufen die Gärten und Weiden verunziert, und so genau es im Finstern unter der Erde sehen und mausen kann, so blind ist es, wenn es ans Licht unvermuthet gebracht wird. So macht’s manches Weltkind, es wühlt und mauset im Finstern, es sucht seinen Vortheil, wenn schon andere darüber verdorren und verderben, es stiftet hie und dort ein Gedächtniß seines feindlichen und eigennützigen Gemüths, und wie klug und verschlagen es ist in weltlichen, irdischen Dingen, so weiß es doch von göttlichen, himmlischen und geistlichen Sachen weniger, als nichts zu sagen; der Tod aber steht und wartet auf des Höchsten Wink, da er denn so bald allen seinen irdischen Anschlägen und Ränken ein Ende macht und ihn aus der Erde in die Erde, aus seinen irdischen Gütern in das Grab wirft, da er denn nichts kann mitnehmen, und seine Herrlichkeit wird ihm nicht nachfahren, sondern, wie er in seinem Leben die Finsterniß mehr, als das Licht geliebt, also sieht er nach diesem Leben das Licht nimmermehr. Ps. 49, 18. 20. Getreuer Gott! was wäre ich nütze auf der Welt, wenn ich das Licht des Himmels nicht sehen könnte und dich, du ewiges Licht, nicht sehen wollte? Besser wäre es, ein Maulwurf zu sein, der nach seinem Tode weder Gutes, noch Böses zu erwarten, als ein gottloser Mensch, der in die ewige Finsterniß, da Heulen und Zahnklappern sein wird, gehört.
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