Der Lügner kann nicht beten
Der geistreiche Schriftsteller Theodor Gottlieb v. Hippel, gest. 1796 als Bürgermeister von Königsberg, erzählt in seinen Jugenderinnerungen: "Als Knabe von sechs Jahren war ich an einem Sonntagnachmittag bei einem Bekannten zu Gaste geladen und hatte mir dabei in der angeregten Unterhaltung eine Unwahrhaftigkeit zuschulden kommen lassen. Ich empfand sofort ein quälendes Unbehagen darüber, hatte aber nicht den Mut, sie zu widerrufen. Als mich abends die Mutter zu Bette brachte, bekam ich vor Aufregung eine wahre Fieberhitze, so dass ich nicht schlafen und auch nicht beten konnte. Endlich bat ich meine Mutter mich noch einmal zum Nachbar hinüberzulassen, um ihm die Wahrheit zu sagen. Gerne gestattete sie es, und darauf schlief ich ruhig und fröhlich ein."
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