Der liebende Krüppel

In Bethel lebte ein Krüppel, der weder liegen noch sitzen, noch stehen und gehen konnte. Er musste festgeschnallt werden. Eines Tages sagte er zu seinem Pastor: "Der Heiland hat so viel für mich getan, ich möchte auch etwas für ihn tun. Ich kann nichts geben, ich bin ja arm  -  nicht arbeiten, ich bin ja gelähmt  -  nicht reden, ich bin ja unbegabt. Ich will meinen guten Wärter einem Kranken, der keinen Pfleger hat, abgeben. Für ihn schicken Sie mir einen Trinker aus Wilhelmsdorf."
Es kam eine böse Zeit für den Krüppel. Der Trinker schlug ihn oft; einmal hätte er ihn im Rausch fast totgeschlagen. Aber immer, wenn er aus seinem Rausch erwachte, war er überwältigt von der strahlenden Liebe des Krüppels. An dessen Grabe bekannte er: "Er hat mir das Leben gerettet, und zwar dadurch, dass er nach der schlimmsten Misshandlung immer dieselbe strahlende Freude und Liebe zeigte."

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 424
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