Der langwierige Regen
Es fiel ein sehr ungestümmes und langwieriges Regenwetter ein, so daß man auch ohne Unlust aus der Thür nicht wohl sehen konnte; darüber wurden ihrer viel ungeduldig und war nichts gemeiner, als daß man über das böse Wetter klagte. Gotthold sagte: Was böses Wetter? Wer ist böser, als wir gottlose, böse Menschen, die wir in Bosheit geboren und erzogen werden, in Bosheit erwachsen und, wenn es Gottes Güte nicht verhütet, in Bosheit sterben? Glaubet mir, daß es eine nicht geringe Sünde sei, wenn man dem lieben Gott sein Wetter meistert und er uns dasselbe nie gut genug und zu Dank machen kann. Wenn wir uns erinnern, wie wir es machen, so werden wir bald vergessen, über das Wetter zu murren, und dem frommen Gott danken, daß er nur Wasser und nicht Feuer und Schwefel über uns regnen läßt. Mein Gott! ich danke dir, daß du mir eine Hütte beschert, unter deren Dach ich kann vor solchem Ungewitter sicher und trocken sitzen; ich danke dir, daß du mir auch so viel Vorrath zur leiblichen Nothdurft gegönnt, daß ich in solchem Gewitter nicht darf hie und da nach Brod gehen. Mein getreuer Gott! sollte etwa nach deinem allzeit guten Willen auch ein Ungewitter über meine Seele kommen, so weiß ich nirgends hin, als zu dir, zu dem Gezelt und Hütte deiner Gnade und Barmherzigkeit, denn du deckst mich in deiner Hütte zur bösen Zeit und verbirgst mich heimlich in deinem Gezelt. Ps. 27, 5. Unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht, bis daß das Unglück vorübergehe. Ps. 57, 2. Du wirst denn lassen zu seiner Zeit nach dem Ungewitter die Sonne wieder scheinen und nach dem Heulen und Weinen uns mit Freuden überschütten. Tob. 3, 23
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