Der in der Gefahr schlafende Sünder
Einst sah man mehrere Meilen vor dem Fall des Niagara ein Boot auf dem Strom, dass leer zu sein schien und dem Falle zugetrieben wurde. Endlich entdeckten dennoch einige am Ufer stehende, dass ein Indianer in dem Boote lag und wahrscheinlich schlief. Sie riefen deshalb, so laut sie konnten, um ihn zu wecken, denn sie sahen die unbeschreibliche Gefahr des armen Elenden. Sie riefen laut, sie bliesen ein Horn, während sie am Ufer entlang gingen, aber es war alles vergeblich. Entweder war er betrunken oder so todmüde, dass er so fest schlief und das Boot trieb weiter und schneller weiter.
Es stieß endlich gegen einen etwas vorstehenden Felsen und es drehte sich in der Strömung, so dass die Leute am Ufer zu einander sagten: "Nun ist er noch gerettet, denn durch diesen Stoß muss er wach geworden sein und dann wird er sich aus der Gefahr herausarbeiten." Aber nein; das Boot trieb weiter, bis es dem furchtbaren Getöse des Falles näher und näher kam; aber nun wurde der Lauf des Bootes so rapid, dass wohl niemand mehr im Stande gewesen wäre, es aufzuhalten. Und der Indianer schlief so fest, dass selbst das Getöse des Falles ihn nicht aufweckte.
Aber endlich erwachte er doch und griff nun nach seinem Ruder, das neben ihm lag; aber es war zu spät, das Boot trieb mit Windesschnelle weiter und was man zuletzt von dem Indianer sah, war, dass er sich in dem Boot aufrichtete, als dasselbe in den Abgrund stürzte - und man sah und hörte nichts mehr von ihm.
O, welch ein ergreifendes Bild ist das von den Sündern, welche schlafen und von der verräterischen Strömung dahingeschleppt werden. Man sollte meinen, dass das Fieber, welches er kürzlich gehabt, das Krankenbett, auf welchem er gelegen, ihn zum Nachdenken gebracht haben müsse. O, dass die Sünder aus dem Schlafe erwachen möchten!
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