Der hält das Feuer aus, der ist ein rechter!
Ein Rekrut, der an das Beten von Hause aus gewöhnt war, kniete an seinem Bette in der Kaserne nieder, um zu beten, ehe er sich zur Ruhe niederlegte. Kaum sahen das seine Kameraden, so ging zugleich ein entsetzlicher Lärm los. Während er auf den Knien lag, warfen die einen ihre Mützen, die anderen ihre Gürtel nach ihm; man lachte, man zischte; einer warf sich auf sein Bett, um ihm in die Ohren zu schreien. Aber der Rekrut blieb fest und beeilte sich in keiner Weise, sein Gebet zu schließen. Am folgenden Abend standen alle auf der Lauer und waren begierig, zu sehen, ob er wieder niederknien würde. Richtig, er tat's und alsbald erneuerte sich der Vorgang vom vorigen Abend, ja, er wurde noch ärger und es entstand ein Lärm, wie sonst noch nie. Der Soldat betete, als ob er nichts von dem allen bemerkte. Als er am dritten Abend sein Gebet begann, war der Lärm nicht mehr so arg. Am vierten und fünften Abend wurde es immer weniger damit und am sechsten rief einer seiner Kameraden, während er da kniete: "Der hält das Feuer aus, der ist ein rechter!" Von dem Augenblick an hatte jeder Respekt vor ihm.
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