Der Gott geweihte Birnbaum
Im Garten des Christlichen Vereinshauses zu Müllheim in Baden stand bis vor kurzem ein alter Birnbaum, der vor vielen Jahren einmal gänzlich aufgehört hatte, Frucht zu bringen. Die Besitzerin des Baumes war die selige Frau Willin. Eines Tages trat sie mit Herrn Holdermann, ihrem damaligen Gutsverwalter und Erben, der später das Vereinshaus aus eigenen Mitteln erbaute und jahrzehntelang dem Werke selber vorstand und mit heiligem Ernst und großer Treue das Wort Gottes verkündigte, an den unfruchtbaren Baum heran und sagte: "Haue ihn ab; was hindert er das Land!" Herr Holdermann antwortete mit den biblischen Worten: "Lass ihn noch dies Jahr, bis dass ich um ihn grabe und bedünge ihn." Und so blieb der Baum stehen. Da er jedoch auch im folgenden Jahre wieder keine Frucht brachte, bat die Besitzerin wieder, ihn umzuhauen und wiederum erreichte es der Verwalter, dass der Baum noch ein Jahr stehen bleiben durfte. Allein auch im dritten Jahre stand der Birnbaum leer da und nur mit Mühe konnte der Verwalter es diesmal durchsetzen, dass er noch ein Jahr im Garten geduldet wurde. Da kam ihm ein guter Gedanke. Er gelobte dem Herrn, Ihm jede einzelne Frucht des Baumes weihen zu wollen, wenn Er ihn wieder fruchtbar mache. Das war auch ganz im Sinne von Frau Willin. Und siehe da! Im vierten Jahre stand der Baum voll schöner Tafelbirnen und ist seither in keinem Jahre seine Frucht schuldig geblieben, bis er vor einigen Jahren vor Altersschwäche zusammen gebrochen ist. Aber die Familie Holdermann ist darin gewissenhaft gewesen, dass die Früchte dieses Baumes, sogar das Fallobst, nicht von ihnen gegessen oder zu ihrem Vorteil verkauft worden sind. Vielmehr haben dessen Früchte manchen Knecht Gottes erquicken dürfen und der aus denselben gewonnene Erlös ist manchem Werke des Herrn zugute gekommen. So bezeugt der erst kürzlich heimgegangene Knecht Gottes, Lehrer J. Gollmer aus Wurmbach in Württemberg, der in den siebziger Jahren Lehrer auf St. Chrischona war.
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