Der gestirnte Himmel
Als zur Abendzeit Gotthold den hellgestirnten Himmel ansah, brach er mit herzlichem Seufzen in folgende Worte bei sich selbst aus: mein Gott, so viel ich Sterne am Himmel sehe, so viel Zeugen und Zeiger habe ich deiner unbegreiflichen Güte, maßen keiner ist, welchen nicht deine Allmacht mit einer sonderlichen Wirkung den Menschen zum Besten versehen, so daß mich dünkt, die Sternseher thun nicht wohl, wenn sie einem und anderm himmlischen Licht nicht allein böse Namen, sondern auch widrige und böse Einflüsse zueignen. Fürwahr, mein Gott! deine gute Hand hat nichts Böses gemacht; die Wirkung des Himmels muß gut sein, wiewohl wegen der verderbten menschlichen Natur sie nicht allemal ihren Zweck erreicht. Ja, so manchen Stern ich sehe, so viel Augen, dünkt mich, sehe ich deiner göttlichen Vorsehung und kräftigen Regierung, damit du uns, deine Kinder, freundlich anblickst. Es wollen etliche vorgeben, die Sterne wären nichts anders, als tausendfache, mancherlei Bilder der Sonne, die sich am Kristallhimmel, der, wie Hiob sagt, als ein gegossener Spiegel ist, 37, 18, abbilde. Das laß ich gelten, so viel es kann; dessen aber bin ich gewiß, daß sich deine unbegreifliche Güte, Macht und Weisheit in so viel tausend hellleuchtenden Bildern abgestrahlt hat, wie mich denn auch die Betrachtung dieses so herrlichen Gewölbes, welches deine Finger so künstlich bearbeitet, so mächtig aufgeführt und so herrlich als wie mit güldenen hängenden Ampeln geziert haben, nicht zweifeln läßt an der übergroßen seligen Herrlichkeit des Himmels, darin deine Auserwählten ewiglich wohnen werden. Mein Vater! ist das Sichtbare und Vergängliche so schön, was hab ich denn von dem Unsichtbaren und Unvergänglichen zu hoffen! Ist der Himmel so schön von außen, wie schön muß er von innen sein! Mich däucht, ein jeder Stern ruft mir zu: Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so viel zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich. Daniel 12, 3. Mein Gott! laß mich in dieser Welt wie ein Licht scheinen, auf daß ich auch dort in ewiger Klarheit leuchten möge! Was ist aber meine Seele ohne deine Gnade anders, als eine Laterne ohne Licht? Leuchte du in mir, sonst bin ich lauter Finsternis,.
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