Der ewig unzufriedene Bauer

Ein hübsches Märchen erzählt: Ein Bauersmann mühte sich mit Pflügen ab und schalt weidlich über den steinigen Acker. Da kam ein fremder, geheimnisvoller Wanderer und suchte ihn zufriedenzustellen. Er nahm ihm den Pflug aus der Hand und zog die schönsten Furchen. "Wäre schon recht", meinte der Bauer; "aber jetzt fehlt mir das Saatkorn." "Hier ist es, lauter erlesener Samen!" Sagte der Fremde, und im Nu war es ausgestreut. "Jetzt wird die Saat der Regen verderben oder die Sonne verbrennen." "Nun, da sind zwei Schachteln, eine mit Regen und eine mit Sonnenwärme; da könnt Ihr nach Belieben abwechseln." Wirklich stand auch das Korn zur Erntezeit prachtvoll da. Der Fremde kam wieder und fragte:
"Seid Ihr jetzt zufrieden?" "Ach was", lautete die Antwort, wenn's so viel Frucht gibt, dann gilt sie nichts." "Aber in der Euren sind ja lauter Goldkörner", entgegnete ihm der Fremdling, zerrieb einige Körner, blies die Spreu weg und gediegenes Gold glänzte in seiner Hand. "Wie wird mich da der Jude beschummeln, wenn ich das Gold einwechseln lassen will!", rief nun der Bauer aus. Zufrieden war er immer noch nicht.

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 2585
© Alle Rechte vorbehalten