Der Erschlagene
Es ward ein Mann, der in eine Stadt den Jahrmarkt zu besuchen gekommen, in der Wiederkehr auf den Grenzen dieser Stadt erschlagen, und lag unter freiem Himmel jämmerlich in seinem Blute; Gotthold kam auch an denselben Ort, und wie er des blutigen Körpers ansichtig ward, erseufzte er und konnte sich der Thränen nicht enthalten. Ach, sprach er, wie wahr ists, daß ein Mensch des andern Teufel sei! Die Kleidung giebts, daß den Thäter zu diesem Mord das Geld nicht bewogen, sondern sein mörderischer Grimm, und zwar ist derselbe keinem Menschen, aber doch dem höchsten Bluträcher und seinem Gewissen bekannt, die ihn unverfolgt nicht lassen werden, wie denn mich dünkt, daß ich einen jeden Blutstropfen, den ich hier sehe, gen Himmel Ach und Rache schreien höre. Du, gerechter Gott! weißt, daß unsere Hände dies Blut nicht haben vergossen; so habens auch unsere Augen nicht gesehen; sei gnädig dieser Stadt und Volk, das du erlöset hast, und lege nicht das unschuldige Blut auf dein Volk! 5. Mos. 21, 7. 8. Indessen stellen wir deiner göttlichen Allwissendheit und gerechten Vorsehung anheim, diesen Mörder, wie du sonst oft wunderbarer und unverhoffter Weise gethan hast, zu offenbaren nach deinem selbsteignen Wort: Ein Mensch, der am Blut einer Seele Unrecht thut, der wird nicht erhalten und dem Gerichte Gottes nicht entlausen, ob er auch in die Hölle führe. Sprüchw. 28, 17.
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