Der Blick durch die Spiegelwand
Im Cafe meines Freundes ist ein großer Spiegel angebracht. Die Pracht der herrlichen Torten spiegelt sich darin. Auch die Menschen, die an der Theke stehen. Einmal führte er mich in sein Büro hinter der Spiegelwand. Da machte ich eine erschreckende Feststellung: Vom Büro aus konnte man durch den Spiegel wie durch eine Glasscheibe in das Cafe schauen und die Kunden und die Angestellten, die keine Ahnung davon hatten, dass sie gesehen wurden, genau beobachten. Vielleicht sollte es eine solche Einrichtung unter Menschen nicht geben. Aber diese Spiegelgeschichte wurde mir ein Gleichnis für unser Gegenüber zu Gott. Wir sehen nur uns und unsre Welt. Wir meinen, über das hinaus, was wir sehen und verstehen, gebe es nichts mehr. Wir schauen nicht hindurch. Aber Gott schaut von der anderen Seite hindurch. Er schaut hinein in unser Leben. Nichts ist ihm verborgen. Sein Blick umfasst alles. (Carl Heinz Peisker, 1930-1980)
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