Der beste Mensch auf der Welt?

"Ich bin der beste Mensch!" Auf der Landstraße traf ich ihn. Er war feinem Gewerbe nach Mühlknappe, war von kleiner, gedrungener Gestalt, hatte graues Haar, graue, unheimlich funkelnde Augen und eine mit Rubinen dicht besetzte Nase. Ich hätte ihn nicht für den besten Menschen gehalten, wenn er sich mir nicht als solcher vorgestellt hätte. Wir kamen miteinander ins Gespräch, und er erzählte mir, dass er seine Stelle wegen Schlägerei verloren habe. Dabei war immer sein drittes Wort:
"Sehen Sie, ich bin der beste Mensch auf Gottes Erde, einen besseren finden Sie nicht. Den will ich sehen, der mir etwas Böses nachsagen kann. Ja, sehen Sie, ich bin der beste Mensch, aber wenn ich zornig werde, dann bin ich gar kein Mensch mehr, und ich werde leicht zornig; und dann ist mir's gleichgültig, ob ich einen zum Krüppel schlage. Aber sonst bin ich der beste Mensch auf Gottes Erdboden." - Das war also der "beste" Mensch auf der Welt! Oh, er hat viele, sehr viele Gesinnungsgenossen. Man findet sie in der Kirche so gut wie auf der Landstraße und im Wirtshaus. Aber eines haben sie alle gemeinsam, ob sie Professor oder Bummler geworden sind, die Bibel ist für sie ein unangenehmes Buch.

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 2047
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