Der Aquädukt bei Nimes
In Südfrankreich, nicht weit von der Stadt Nimes, steht eines der besterhaltenen Bauwerke aus römischer Zeit, der "Pont du Gard". Es ist ein 50 Meter hoher und 275 Meter langer Aquädukt, der in einer dreistöckigen Bogenreihe das tief eingeschnittene Tal des Gard überquert. Der Schwiegersohn des Kaisers Augustus hat diese Steinbrücke errichten lassen für eine 41 Kilometer lange Wasserleitung, die nach Nimes führte. Ein großartiges Bauwerk und eine glänzende technische Leistung! Aber heute ist dieses Monument nicht mehr als ein gewaltiges Museumsstück. Wo einst quellfrisches Wasser über die Brücke lief, kann man jetzt zu Fuß von einer Talseite zur anderen gehen. Es gibt keinen Anschluss mehr zu der alten Wasserführung. Man kann die Brücke bewundern, aber nicht mehr wie früher nutzen. Ist das nicht auch ein Gleichnis für veraltete kirchliche Überlieferungen? Ist nicht manches, woran wir hängen, auch nur wie ein Museumsstück, das an eine große Vergangenheit erinnert? Wenn es um den Glauben geht, können wir nicht von den Zinsen des Kapitals leben, das andere vor uns erworben haben.
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