Den Tod nicht verniedlichen
Unsere deutschen Friedhöfe sind Parkanlagen. Nur die Grabsteine erinnern daran, dass hier eine Stätte des Todes ist. Jüdische Friedhöfe sehen ganz anders aus. Die Gräber werden nicht gepflegt, mit Absicht. Viele Besucher von Prag kennen den alten jüdischen Friedhof, den ältesten Europas. Auf engstem Raum steht Grabstein an Grabstein. Berühmte und unbekannte Namen liegen ohne Rangordnung auf kleinstem Platz beieinander. Nicht nur Raumnot hat diesen Wirrwarr erzwungen. Dahinter steht eine andere Auffassung vom Tod. Wir verdecken den Tod unter einem Meer von Blumen, als könnten wir damit seine Härte aus unserem Bewusstsein verdrängen. In Amerika werden die Toten so geschminkt, als lebten sie noch. Fromme Juden dachten anders: Der Tod muss spürbar bleiben in seiner Härte und Unerbittlichkeit; wir dürfen ihn nicht verniedlichen.
Hüten wir uns darum vor der Flucht in die Illusion, als könnten wir selbst unsern Tod bewältigen. Unsere Hoffnung ist der auferstandene Christus allein. Er führt uns aus dem Tode in ein neues Leben.
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