Dem biete den andern auch dar
Eines Tages ist der Hausvater der Hardtstiftung bei Karlsruhe, Fr. Mayer, mit einem christlichen Lehrer zusammen, der wegen seines Jähzorns bekannt ist. Im Laufe des Gespräches sagt er etwas, was jenen furchtbar ärgert und so erregt, dass er seinen Stock erhebt und seinen Freund Mayer wuchtig ins Gesicht schlägt. Wenn jetzt der Angegriffene in derselben Weise antwortet, dann bieten die beiden Jugenderzieher ihrer Umgebung das traurige Bild einer regelrechten Prügelei. Aber Mayer erbittet sich von Gott innere Ruhe, schaut seinen Freund ernst an, hält ihm die andere Wange hin und Fragte ihn: "Willst du nicht auf diese Seite auch schlagen?"
Das Wort trifft den erregten Mann ins Herz. Er starrt seinen Freund ganz entgeistert an, der Stock entgleitet seinen Händen, in seinen Augen steigen Tränen auf. Er fällt seinem Freunde um den Hals und ruft ein über das andere Mal: "Ach, was habe ich getan? Kannst du mir meinen hässlichen, wüsten Jähzorn vergeben?" - Und aus der Stunde des Zorns und der Leidenschaft wurde eine Stunde der Lust, an welcher die Engel Gottes im Himmel ihre Freude gehabt haben.
Nach: W. Busch, sein Leben und Wirken v. W. Busch.
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