Das Wachsfigurenkabinett von Madame Tussaud
In dem bekannten Londoner Wachsfigurenkabinett von Madame Tussaud kann man an der Treppe einen englischen Polizisten stehen sehen. Schon manche wollten ihn ansprechen und fragen, wo es weitergeht, da bemerkten sie erst, dass er aus Wachs gebildet war. So echt, so verblüffend echt sieht er aus, als wäre er tatsächlich ein englischer Bobby. Aber er ist keiner. Es ist nur äußere Ähnlichkeit.
In allen Räumen jener seltsamen Ausstellung das gleiche Bild: berühmte Persönlichkeiten aller Schattierungen, Könige und Feldherren, Politiker, Künstler und Wissenschaftler. Unwahrscheinlich diese Ähnlichkeit. Unwahrscheinlich auch, wie still die vielen Besucher wurden, sobald sie in die Ausstellung kamen. Man sollte meinen, manche würden lachen. Aber nein, ganz stumm werden die meisten. Es verschlägt ihnen die Sprache. Denn diese Figuren dort wirken beklemmend, ja lähmend. Sie sind ohne Leben. Nur die äußeren Maße stimmen.
Und wie viele Menschen bemühen sich in unseren Tagen um die äußeren Maße, um einen christlichen Mantel, eine äußere christliche Form! Es ist zum Erschrecken, wie viel Schein uns umgibt. Johannes Busch hat einmal gesagt:
Wer nicht rot ist, der ist rötlich, und wer kein Christ ist, der ist christlich. Wie recht er damit hat! Und gerade das ist ja die Not in so vielen Gemeinden, das ist die Not unseres Volkes, ja des ganzen sogenannten christlichen Abendlandes: Wir haben ein Christentum ohne Christus. Da ist Religion, aber kein Leben. Da gibt es christliche Formen, aber keine Kraft. Da sind viele gelehrte christliche Leute, aber so wenige mutige Bekenner.
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