Das vermeintliche Gespenst

C. H. Spurgeon:
Ich erinnere mich, wie ich eines Abends spät, nachdem ich in einem Dorfe das Wort verkündigt hatte, auf einem einsamen Fußpfad allein nach Hause ging. Ich weiß nicht, was es war, das mir fehlte; aber ich war in einer Verfassung, dass ich leicht erschreckt werden konnte. Da sah ich plötzlich in einiger Entfernung vor mir etwas grausam Riesenartiges mit ausgebreiteten Armen an der Hecke stehen. Sicherlich, dachte ich bei mir, stoße ich da auf etwas Übernatürliches, es mag irgend ein ruheloser Geist sein, der in mitternächtlicher Zeit umherwandert, oder es ist irgend ein Dämon aus der Hölle. Ich überlegte einen Augenblick und da ich doch an Geistererscheinungen nicht glaubte, so fasste ich Mut und entschloss mich, das Geheimnis zu enthüllen. Das Ungeheuer stand da an der andern Seite eines Grabens, direkt in der Hecke. Ich sprang über den Graben, griff energisch zu und fand, dass ich einen altern Baum gepackt hatte, den einige lose Buben mit Kalk angestrichen haben mochten, um Einfaltspinsel zu erschrecken. Dieser alte Baum hat mir für die spätere Zeit einen guten Dienst geleistet, denn ich habe es gelernt, unerschrocken auf Schwierigkeiten loszugehen, entweder um zu entdecken, dass sie überhaupt nicht existierten, oder auch, um sie zu überwinden.

Quelle: Das Buch der Bilder und Gleichnisse (2000 der besten Illustrationen), Charles Haddon Spurgeon, 1904, Beispiel 121
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