Das stille Zeugnis eines Dieners
Ein hochgestellter Herr, der vom Christentum nichts wissen wollte und dies auch unverhohlen kundgab, erfuhr eine gründliche, innere Umwandlung. Als er von einem ihm Nahestehenden gefragt wurde, antwortete er: "Das gute Beispiel und der fromme Sinn meines Dieners ist an mir nicht ohne Wirkung geblieben. Seine Religion lag mehr in seinem Wandel als auf seiner Zunge. Meine Fehler trug er still, aber ich merkte es wohl, wie tief sie ihn schmerzten. Wenn ich in Zorn geriet und beleidigende Äußerungen ausstieß, konnte ich sehen, wie wehe es ihm tat, obgleich er kein Wort sprach. Immer treu und still übte er seine Pflicht und mit manchem guten Werk, das mir durch andere von ihm zu Ohren kam, hat er mich beschämt. Meine Achtung vor ihm bewog mich, in seiner Gegenwart meine Leidenschaft zu zügeln, ja damit zu brechen. Nie habe ich mit ihm über Religion gesprochen, er lebte sie vor meinen Augen. Einst fand ich eine von ihm aufgeschlagene Bibel, und was ich da in der Eile las, erweckte in mir den Wunsch einer näheren Bekanntschaft mit diesem Buch. So ist das Leben meines Dieners mir die erwecklichste Predigt geworden. Gott hat ihn zu meinem ewigen Heil zu mir geführt."
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