Das schlechte Gedächtnis
C. H. Spurgeon:
Die folgenden Geschichte Aitkens zeigt, dass in vielen Menschen das Wort Gottes keine bleibende Stätte findet und dass es dem Gedächtnisse nur zu halb wieder entschwindet. Vor kurzem, so erzählt er, hatte einer meiner Freunde in einer Kathedrale zu predigen. Als er damit umging, einen Text zu suchen, schien es ihn doch ratsam, eine etwaige Wiederholung zu umgehen und so fragte er denn den Kastellan: "Über welche Stelle hat denn der Domherr heute morgen gepredigt?" Der Gefragte dachte nach; er griff sich nach der Stirn; er strengte offenbar sein Gehirn an, um die erwünschte Antwort geben zu können; aber es wollte ihm nicht gelingen, sich auf die am Vormittag gehörte Predigt zu besinnen. Er sagte, er wolle einmal zu den bereits gegenwärtigen Chorknaben gehen und sie danach fragen. Die Frage ging von einem zum andern; jeder Sänger kam in Verlegenheit und keiner konnte antworten. Der scharfsinnige Kastellan wusste sich aber zu helfen; er ging mit der bedeutungsvollen Antwort zu dem Prediger: "Er hat über die christliche Religion gepredigt, mein Herr." - Ich dachte, die Leute hätten eine Belehrung nötig über die Art und Weise des Zuhörens - ihr nicht vielleicht auch? -
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