Das Porträt von Alexander dem Großen

Ein berühmter Maler erhielt einst den Auftrag, ein wahrheitsgetreues Bild von Alexander dem Großen zu liefern, das den ruhmgekrönten Feldherrn und König auch würdig darstellte. Nun hatte der Maler eine Schwierigkeit zu überwinden. Alexander trug nämlich eine hässliche Narbe an der Stirn, die von einem Schwerthieb herrührte. Der Künstler sagte sich: "Lasse ich die Narbe hervortreten, so verunziert sie das Antlitz des Monarchen; lasse ich sie ganz weg, so ist das Bild kein getreues. Was soll ich tun?"
Da kam er auf den glücklichen Gedanken, den König in einer nachdenklichen Stimmung darzustellen, wie er sich auf seinen Ellenbogen stützte und ganz unwillkürlich seinen Zeigefinger ausstreckte und die Narbe bedeckte. Dadurch wurde sie dem Blick des Beschauers entzogen.
So sollten auch Kinder Gottes auf Mittel und Wege sinnen, um den Finger der Liebe auf Mängel und Gebrechen und Vergehungen ihrer Mitmenschen zu legen, anstatt sie hervorzukehren. Und wenn ein Finger nicht hinreicht, so gilt es, eine ganze Hand oder beide Hände dazu zu gebrauchen.

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 450
© Alle Rechte vorbehalten