Das Mehl
Als Gotthold sah, daß seine Leute das Mehl hatten zum Backen eingeschüttet, sagte er zu ihnen: Man sollte billig nicht backen, eh man eine Hand voll Mehl und eine Hand voll Erde hätte gegen einander gehalten, Gottes allmächtige Güte zu erkennen, der aus der schwarzen und groben Erde ein so schönes und weißes Mehl hervorzubringen weiß. Denn leider erstreckt sich unser Nachdenken oft nicht weiter, als unser Sehen. Gott hat in seinem Gesetz verordnet, daß nebst den beiden Lämmern, so abends und morgens ihm täglich geopfert wurden, auch Mehl, Oel und Wein ihm müßte dargereicht werden, 2. Mos. 29, 40., anzuzeigen, daß ihm stetiger Dank, zum wenigsten so oft wir uns täglich satt essen, für solche seine edle Gaben gebühre. Gleichfalls hat er befohlen, ihm ein Speisopfer zu thun von Mehl, mit Oel begossen und mit Weihrauch belegt, 3. Mos. 2, 1., zu bedeuten, daß wir unser Mehl mit dem Oel der Mildigkeit gegen den Dürftigen besprengen und mit dem Weihrauch des Gebets und der Dankbarkeit, gegen ihn belege n und heiligen sollten. Gedenkt auch hiebei an das Mehltönnlein der Wittwe zu Zarpath, welches in der theuern und schweren Zeit nicht mußte ausgeleert werden, daß der Prophet Elias nebst ihr und ihrem Sohn zu essen hätte, 1. Kön. 17, 12., uns zur Lehre und Trost, daß wir nicht allezeit auf unsern, sondern am meisten auf Gottes Vorrath sehen sollen, der nimmer erschöpft und ausgezehrt, durch gottseliges Vertrauen aber eröffnet und genossen wird. Mein Gott, gieb mir hier Mehl nach Nothdurft und dort den Himmel aus Gnaden. Hab ich Urfach dir zu danken, wenn ich des Mehls und Brods genieße, wie werde ich dir denn mit Freuden in Ewigkeit danken, wenn ich das verborgene Manna Offenb. 2, 17. im Himmel kosten werde!
© Alle Rechte vorbehalten