Das Leben ist für mich

 »Ich kann mich daran erinnern, dass ich vor vielen Jahren einmal in England in der Nähe eines großen Hauses war, in dem der Erbe, dessen Name Arthur Scott war, seine Volljährigkeit feierte. Sein Vater gab zu diesem Anlass ein großes Fest. Unter seinen Verwandten war ein alter Onkel und der junge Mann erwartete von ihm ein großzügiges Geschenk. Nun, der Onkel fuhr mit seinem Wagen vor und sagte, er könne an dem Fest leider nicht teilnehmen, aber er würde gerne zwei Umschläge für seinen Neffen hinterlassen. ›Einen‹, sagte er zu seinem Neffen, ›darfst du gleich öffnen, den anderen sollst du öffnen, wenn du alleine bist, bevor du heute Abend ins Bett gehst.‹ Der junge Mann öffnete den ersten Umschlag und war sehr erfreut über einen großzügigen Scheck. Seine Finger zuckten, auch den zweiten zu öffnen, aber er war anständig genug, ihn noch in Ruhe zu lassen. So steckte er ihn in seine Tasche, und als er dann spät in der Nacht in der Stille seines Zimmers das Siegel aufbrach, war zu seiner großen Überraschung nichts darin als ein kleiner Zettel, auf dem stand: ›Das Leben ist für mich …‹ und danach eine Linie. Der junge Arthur, den ich später sehr gut kennen lernte, stand da und starrte das Stück Papier an. Er kannte die Bibel kaum, aber ich zweifle nicht daran, dass er durch den Heiligen Geist daran erinnert wurde, dass es an einer Stelle in der Bibel heißt: ›Das Leben ist für mich Christus.‹ Er fragte sich nun: ›Warum hat mein Onkel diesen Vers nur halb aufgeschrieben?‹ Mit einem Mal erkannte er, dass dies eine Herausforderung war, über sein eigenes Leben nachzudenken, weil die meisten Menschen nur den ersten Teil des Verses für sich in Anspruch nehmen können, aber der ganze Vers ist nur auf wenige Menschen anwendbar. ›Das Leben ist für mich‹, wirst du vielleicht sagen, der du heute Abend hier sitzt, ›ist‹ - was? ›Im Geschäft weiterkommen‹. ›Das Leben ist für mich‹, sagt ein anderer junger Mann, ›Mary Jane zu heiraten.‹ ›Das Leben ist für mich, einmal für eine Fußballmannschaft ausgewählt zu werden und mein Bild in der Zeitung zu sehen.‹ Und so geht es immer weiter. Was ist das Leben für mich? Sind das denn die einzigen Antworten, die ihr geben könnt? Habt ihr denn nichts Besseres?«

Quelle: Harold St. John, S.98
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