Das Kind im Topf

In Indien hatten sich einmal einige junge, englische Offiziere in ihrer dienstfreien Zeit verabredet, ein paar Stunden gemeinsam dem Vergnügen nachzugehen.
Als sie draußen in der schönen, freien Natur waren und sich eine Weile daran erfreut hatten, fingen sie an, sich nach einem anderen Zeitvertreib umzusehen.
"Lasst uns nach einem Ziel schießen," schlug einer vor.
Das gefiel den anderen. "Aber wo ist das Ziel?"
Auf dem freien Felde, das vor ihnen lag, arbeitete eine Hindufrau. Über den Spaten gebückt grub sie die Erde um. In einiger Entfernung von ihr bemerkten die Offiziere einen Topf, anscheinend einen Kochtopf, der unter den Zweigen eines Busches aufgestellt war.
"Sie wird ihr Mittagessen darin haben," sagten die Herren lachend. "Den Topf wollen wir als Zielscheibe nehmen."
Und sie taten es. Sie richteten ihre Gewehre auf den Topf und schossen, einer nach dem anderen, sie zielten gut, und alle waren bekannt als gute Schützen - aber wie kam denn das? Nicht eine Kugel traf! Alle flogen vorbei, eine rechts, eine links, eine in den Busch, eine in die Erde, keine traf den Topf. Wie war denn das? Die Herren wurden immer hitziger und schossen um die Wette - vergebens, nicht eine Kugel erreichte ihr Ziel.
Jetzt warfen die Offiziere ihre Flinten hin und stürzten auf den Topf zu, das Rätsel mussten sie lösen!
Staunend prallten sie zurück. In dem Topf lag glücklich lächelnd und mit den Händchen zappelnd ein braunes Kindlein, das Kind der armen Hindufrau, das sie dort hingelegt und sicher aufbewahrt geglaubt.
Der Herr behütet dich! Seine Hand lag schützend über dem winzigen Hindukindchen, so dass kein Übel es treffen durfte. Der Herr behütet das Kind, und - Er behütet dich.

Quelle: Unbekannt
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