Das Grab Absaloms

In Palästina gibt es einen Flecken Erde, auf dem über einer zerstörten Säule ein gewaltiger Steinhaufen errichtet ist. Jedes Mal, wenn ein Araber oder eine Araberin an dieser Säule und dem Steinhaufen vorbeikommen, nehmen sie einen Stein vom Boden und werfen ihn nach der Säule. Der Wurf hat mehr als symbolische Bedeutung. Er soll den Toten treffen, der darunter seit mehr als 3000 Jahren begraben liegt, nämlich Absalom, den ungehorsamen und abtrünnigen Sohn Davids, der sich selbst zum König machen wollte. Sein Grab ist zum Zeichen der Schande geworden. Sein Grab ist mahnendes und warnendes Beispiel für alle Söhne, die ihren Eltern ungehorsam sind. Der Araber begnügt sich nicht allein damit, den Stein zum Zeichen des Abscheus auf das Grab zu werfen, nein, er bleibt einen Augenblick stehen und spricht einen Fluch über den unseligen Toten: "Verflucht sei Absalom! Verflucht seien alle, die gegen ihre Eltern wüten!"
Wie heilig den Menschen damals die Gebote waren, zeigt diese kleine Geschichte. Unsere Eltern bleiben unsere Eltern, auch wenn wir ihre Entscheidungen und Wege für falsch halten. Wer sich leichtfertig von ihnen trennt, trennt sich damit von ihrem Segen, "denn des Vaters Segen stellt der Kinder Häuser fest, aber der Mutter Fluch reißt sie nieder".

Quelle: Mach ein Fenster dran, Heinz Schäfer, Beispiel 563
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