Das Gnadenlicht Alexanders des Großen
König Alexander der Große hatte einen merkwürdigen Brauch. Wenn er nämlich mit seinem Heerhaufen vor einer befestigten Stadt lagerte, um sie zu erobern, so stellte er eine große, weithin sichtbare Laterne auf, die Tag und Nacht leuchtete. Den Belagerten ließ er sagen, so lange die Laterne noch brenne, hätten sie Zeit, sich zu besinnen; wäre sie aber zerschlagen und ausgelöscht, so sei die Stadt mit allem, was sie berge, unerbittlich dem Verderben übergeben. Und wie er sagte, so geschah es. War die Laterne zerschlagen, so war alle Hoffnung aus; die Mazedonier stürmten dann auf Alexanders Geheiß die Stadt, machten alles nieder, was eine Waffe tragen konnte, zerstörten und verbrannten. Die Gnadenzeit war zu Ende.
Unser Herr lässt uns lange die Gnadenlaterne, das Licht seiner anklopfenden, erbarmenden Gnade leuchten. Aber er sagt nicht umsonst: "Heute, so ihr meine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht!" Es kommt ein Tag, eine Stunde, wo der Herr zum letzten Mal bei uns anklopft.
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