Das Geheimnis von Pfarrer Hamel
Der Pfarrer und Theologe Joh. Hamel saß 1953 fünf Monate in der DDR in Untersuchungshaft. Er berichtet: "V. sagte mir einmal: Sagen Sie mal, Hamel, Sie sind immer so vergnügt, wenn Sie hier hereinkommen. Die meisten, die in Einzelhaft sind - ich war zuerst vier Wochen in Einzelhaft - sagen, sie wollten alles gestehen, wenn sie bloß zu Menschen gelegt würden. Und Sie sind immer fröhlich. Wie kommt das? Und dann habe ich geantwortet... Das kommt daher, dass wir, wenn ich in die Tür hereintrete, dann immer zu dritt sind. Und ich wundere mich, dass Sie das nicht gemerkt haben."
Der Pfarrer und Theologe Joh. Hamel saß 1953 fünf Monate in der DDR in Untersuchungshaft. Er berichtet:
"Wie sind Sie denn mit der Frage umgegangen, warum Gott das alles zulässt?
Antwort: Wenn man das Evangelium kennt, verliert diese Frage ihre Vorrangigkeit. Wenn mir klar ist, dass ich die ewige Verdammnis verdient habe und nur aus Gnade lebe, dann verändert sich auch diese ganze Frage. Und wehe dem, der eine Antwort darauf findet, gerade als Unbeteiligter! Es bleiben natürlich die Klage und der Schrei: Mein Gott, mein Gott, warum? Warum! Aber das ist dann die Klage an Gott. Der Fromme im Psalm 22 sagt nicht: Wenn es einen Gott gäbe, müsste er eigentlich eingreifen und so weiter. Sondern: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Da ist nicht ein Gott, mit dem ich fertig bin, über den ich sage, wenn es einen guten Gott gäbe, dann würde er das nicht zulassen, vielmehr ist da der Gott, den ich nur fragen kann, warum, warum, warum? Aber ich frage ihn und spekuliere nicht über ihn!"
H, Findeis/D. Pollack, Selbstbewahrung oder Selbstverlust, Ch. Links Verlag, Berlin, 1999
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