Das Gebet im Gerichtssaal
Vor vielen Jahren wurde ein an der schottischen Grenze wohnender Hirte nach Edinburg vor Gericht geladen, und zwar unter einer Anklage, die, wenn sie bewiesen wurde, ihn ruiniert hätte. Da er kein Geld hatte, sich einen Rechtsbeistand zu bestellen, so war er darauf angewiesen, seine Sache selber zu vertreten. Der Ankläger aber hatte einen sehr geschickten Rechtsanwalt angenommen und dieser wusste die Sache so geschickt zu drehen und zu wenden, dass über die Schuld des Angeklagten keinerlei Zweifel mehr zu bestehen schienen.
Ehe der Hirte nun sich zu verteidigen begann, fragte er den Richter, ob er vorher beten dürfe. Als diese seltsame Bitte ihm gestattet worden war, faltete er seine Hände und flehte Gott um Leitung an, in dem, was er sagen sollte. Dann sagte er, ohne seine Augen zu öffnen oder eine andere Stellung einzunehmen, seinem Gott alles, was er von der Sache, deren man ihn beschuldigte, wusste. Dabei entwirrte er die um ihn gezogenen Verwicklungenen und brachte die einfache Wahrheit in einer solch durchsichtigen Weise ans Licht, dass über seine Unschuld nicht mehr der geringste Zweifel bestehen konnte. Nach ganz kurzer Beratung wurde er denn auch freigesprochen.
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