Das entführte Lamm
Da Gras einer Schafweide war ganz kurz abgefressen und der Schäfer wollte seine Herde auf eine höhergelegene Weide mit schönem Futter führen. Jedoch führte der Weg über einen steilen Abhang und die Schafe waren nicht dazu zu bewegen, dem Hirten zu folgen. "Sie wandelten, wo sie hinwollten."
Da nahm der Hirt ein Lamm auf seinen Arm und trug es den steilen, dornigen Pfad hinan und setzte es oben nieder. Das kleine Ding lief sodann an den Abhang und blickte hernieder, indem es blökte und die älteren Schaf rief. In einigen Augenblicken war die Mutter oben und bald war dieser die ganze Herde gefolgt.
Wir Menschen erweisen uns oft so sehr schwerfällig darin, unserem Hirten den steilen Abhang hinauf zu folgen, der ins himmlische Leben führt. Deshalb muss der Hirte oft liebende Zwangsmaßregeln ergreifen. Bisweilen nimmt er ein Kind in den Himmel, um die Mutter oder den Vater auch dorthin zu führen, oder er sendet uns Trübsal in irgendeiner anderen Form, um uns auf heilige Pfade zu leiten. Kann er uns auf keine andere Weise retten, so nimmt er alle Blumen und allen Sonnenschein aus unserem Leben heraus und lässt uns inmitten Dornen und im Finstern wandeln; doch ist dies der Weg, auf dem wir schließlich die Heimat erreichen.
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