Das Ende der blutigen Gladiatorenkämpfe
Im vierten Jahrhundert verließ ein orientalischer Mönch namens Telemachus die zivilisierte Welt, um in der Abgeschiedenheit der Wüste und Berge zu leben. Durch Einsamkeit, Gebet, Meditation und Fasten bemühte er sich um Rettung und Erfüllung für seine Seele.
Nach einer Weile bemerkte er, dass etwas fehlte. Eines Nachts auf den Knien kam ihm eine Einsicht - sein Leben der Einsamkeit war selbstbezogen, nicht selbstlos. Telemachus erkannte, dass, wenn er Gott dienen wollte, er den Menschen dienen müsste. Er verließ seine Behausung in der Wüste und zog nach Rom, der damaligen Hauptstadt der Welt. Zu seiner Überraschung war das Christentum inzwischen die offizielle Religion. Christen versteckten sich nicht mehr in Höhlen zum Gebet.
Alles schien anders zu sein, außer einer Sache. Eine grausame Spur des heidnischen Roms war geblieben - die Arena. Es waren nun nicht mehr die Christen, die zur Unterhaltung des Publikums vor die Löwen geworfen wurden. Kriegsgefangene wurden gezwungen, gegeneinander zu kämpfen und sich gegenseitig zu töten.
Telemachus folgte den erregten Massen zu dem Spektakel. Die Leute schrien nach Blut, als Gladiator gegen Gladiator kämpfte. Plötzlich sprang der Mönch auf und rannte zwischen die Kämpfer. Überrascht hielten sie inne.
Aber die Menge schrie: „Lasst die Spiele weitergehen!"
Er wurde beiseite geschubst, aber er rannte sofort wieder zwischen die beiden zurück. Aus den Reihen der wütenden Zuschauer donnerten Steine und Flüche auf ihn herab. Dennoch versuchte er das sinnlose Schlachten zu unterbrechen. Dann brüllte die Stimme des Kommandanten einen Befehl; ein Gladiator ließ sein Schwert durch die Luft sausen und erschlug den alten Mann.
Die Menge verstummte, schockiert, dass ein heiliger Mann getötet worden war. Die Spiele endeten still, die Zuschauer verflüchtigten sich. Laut dieser Geschichte kämpften nie wieder Gladiatoren in der Arena. Der alte Mann hatte sterbend die brutalen Spiele beendet. Sein Tod war für die Welt wertvoller als sein Leben.
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