Das Christentum im Haus

Ich werde nie eines Mannes vergessen, den ich in meiner Jugend kannte und der mich, wenn ich hier und dorthin ging, das Evangelium zu verkündigen, zuweilen zu begleiten pflegte. Er war übrigens stets bereit, mich zu begleiten; ich hatte nicht nötig, ihn darum zu ersuchen; er bot sich mir an, bis ich endlich absichtlich seine Begleitung ablehnte. Er selber mochte auch immer gern viel lieber predigen, als andre ihn hören mochten. Er war eben ein Mann, der sich, wenn er nur irgend konnte, stets an die spitze zu drängen suchte. Selbst wenn man ihn abzuweisen suchte, fand er immer wieder einen Weg, sich vorzudrängen. Er war ganz gutmütig und ich glaube, dass er die Absicht hatte, etwas Gutes auszurichten. 
Aber mir waren zwei seiner Söhne gut bekannt, die konnten schrecklich fluchen. Sie waren zu jedem Laster bereit und standen unter keinem Zwang. Einer von ihnen trank sich einmal in Branntwein halb tot, obgleich er noch ein reiner Knabe war. Ich glaube nicht, dass sein Vater jemals mit ihm über die Gewohnheit des Trinkens gesprochen hat, obgleich er selber stets nüchtern war. Ich fand an ihm fast keinen anderen Fehler als diesen, allerdings sehr erheblichen: er war selten zu Hause, war nicht Herr im Hause und konnte seine Kinder nicht kontrollieren. In seinem Hause hatte weder der Mann, noch die Frau Einfluss; sie waren einfach die Sklaven ihrer Kinder. Ihre Kinder waren ungezogen und die Eltern sahen nicht einmal sauer dazu. 
Dieser Bruder konnte in der Gebets-Versammlung für seine Kinder beten; aber ich glaube nicht, dass er mit der Familie Hausandacht hielt. Es ist ergreifend, Männer und Frauen zu finden, die sehr fließend über Christentum sprechen können, deren Häuser aber dem Christentum eine Schande sind. Es ist gewiss, dass der vorsichtige Vater, der ein Beter ist, nicht Schuld daran ist, dass er einen gottlosen Sohn hat, wenn er sein Äußerstes getan hat, ihn zurechtzuweisen. Die Besorgteste Mutter kann, wenn sie sich alle Mühe gegeben hat, ihre Tochter auf den schmalen Pfad zu führen, nicht dafür verantwortlich  gemacht werden, wenn diese die Familie entehrt. Aber wenn die Eltern nicht sagen können, dass sie bei ihren irregehenden Kindern ihr möglichstes getan haben, so sind sie sehr zu tadeln und werden dafür verantwortlich gemacht werden.

Quelle: Das Buch der Bilder und Gleichnisse (2000 der besten Illustrationen), Charles Haddon Spurgeon, 1904, Beispiel 1866
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