Das Bewusstsein von der Schuld

C. H. Spurgeon:
Ich kannte einst einen jungen Mann, der keine rechte Überzeugung von der Sünde hatte, obwohl er sich für einen Sünder hielt. Er war ein nüchterner und redlicher Arbeiter und bildete sich auf seinen Fleiß und seine Nüchternheit viel ein. Eines Tages stieß er bei seiner Arbeit in einem Anfall von Übermut eine Ölkanne um und als der Arbeitgeber herein trat und die umgestoßene Ölkanne sah, fragte er: "Wer hat das getan?" Und der junge Mann sagte, er sei es nicht gewesen. Es wurde nicht entdeckt, wer die Ölkanne umgestoßen haben könne; er aber wusste, wer es gewesen war. Nun war das Umstoßen der Ölkanne an sich ja keine verbrecherische Tat; aber der junge Mann fühlte sich von da so niedrig und verächtlich, weil er eine Lüge ausgesprochen hatte und diese Lüge setzte sich in seinem Herzen fest und nagte und zwackte daran und er konnte sich von ihren Klauen nicht befreien. Am Sonntag kam er zum Gottesdienst, ob er vielleicht von der Missetat frei werden könne, die ihn gepackt hatte; aber sie hielt ihn einen Monat nach dem andern fest und zischelte ihm ins Ohr: "Du bist ein Lügner gewesen." Niemand wusste etwas davon, als er allein; doch die eine Sünde reichte hin, ihn mit ihren grauenvollen Klauen festzuhalten. Es geschah in diesem Hause, dass er durch das teure Blut Christi davon errettet wurde und als ich die ganze Geschichte hörte, sagte ich bei mir selbst: "Ich freue mich doch, dass die eine Sünde jenen jungen Mann erfasste, denn außer ihr waren da noch viele Sünden, die ihm nachher klar wurden und die er unter Tränen vor seinem Gott bekannte; aber er hatte sie alle übersehen, bis diese eine Lüge den Anfang damit machte, ihn zu packen. O Freund, wenn dich einmal deine Sünden ergriffen haben, musst du dir selbst vorkommen wie ein Hirsch, hinter welchem alle Hunde losgelassen sind und es muss dir sein, als ob du den Biss dieser Hunde fühlst. Ich habe seiner Zeit diese Hunde gefühlt und musste zu Gott um Errettung schreien und vielleicht rede ich zu mancher Seele, die in gleicher Lage ist.

Quelle: Das Buch der Bilder und Gleichnisse (2000 der besten Illustrationen), Charles Haddon Spurgeon, 1904, Beispiel 363
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