Das Bett
Es ward ein Bett gezeigt, das nicht allein sehr kostbar wegen der Tischler-, Bildschnitzer- und Malerarbeit, sondern auch mit Vorhängen und Laken sehr herrlich geziert war. Gotthold sagte: Man sollte billig in solchen Dingen gemach thun und bedenken, daß mit der Demuth und Dürftigkeit deß, der da spricht: Des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege, Matth. 8, 20., und, wenn er schlafen wollte, mit einem Kissen vorlieb nahm, Mare. 4,38., solche Pracht und Ueberfluß nicht überein kommt, wie denn auch der Prophet das Weh schreit über die, welche auf elfenbeinernen Lagern schlafen und treiben Ueberfluß mit ihren Betten. Amos 6, 4. Des reichen Mannes Lager ist ohne Zweifel seiner andern Pracht gemäß gewesen, allein hernach mußte seine Seele in den höllischen Flammen liegen. Drum vergaffet euch nicht an solchen Prahlereien der Welt, lernet sie vielmehr verachten, und wenn ihr sie seht, denket in euren Herzen: Eitelkeit! Thorheit! Ich will euch aber von andern Betten sagen, die mehr verwundernswerth, und bei deren Betrachtung mehr Nutzen sein wird. Genebaldus, der Laudunenser Bischof, ließ sich eine Lagerstatt, wie ein Grab gestaltet, zurichten, darinnen er auch ganzer sieben Jahr zu schlafen pflegte und sich seines Todes stets dabei erinnerte. Niklas von Amsdorf, ein edler und berühmter Theologus zu seiner Zeit, hat seinen Sarg stets vor seinem Bette stehen gehabt als eine Bank, und darauf getreten, wenn er zu Bette gegangen und aufgestanden. Eine alte Matrone zu Dresden hat 10 Jahr vor ihrem seligen Absterben ihren Sarg verfertigen, auch Kissen und Polster darein legen lassen, darinnen sie auch zuweilen, sonderlich an hohen Festtagen, ihre Mittagsruhe hielt. Einen Studenten hatte seine Muhme, die ihn erzogen, dazu gewöhnt, daß er viele Jahr in einem Sarg sein Bette gehabt und darinnen geschlafen, damit er sich seiner Sterblichkeit stets erinnern möchte. Wie gefallen euch diese Betten und Schlafstellen? Sollten sie wol einem, der sich in der Gottseligkeit übt, so nützlich sein, als ein so prächtiges? Meine Freunde! machet euch doch mit dem Tode bekannt, weil ihr lebt, und bereitet euch so gegen seine Ankunft, daß ihr alsdann nichts anders zu thun habt, als sterben. Mancher Mensch hat so viel mit der Eitelkeit zu thun, daß er an den Tod vor dem Tode nicht gedenkt, und, wenn er sterben muß, die Kunst selig zu sterben nicht gelernt hat. Mein Herr Jesu! verleih mir die Gnade, daß ich mit Bußthränen mein Lager netze, mit Beten und Seufzen es heilige und mir also ein sanftes Todbette bereite!
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