Daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin.

Jung-Stilling erzählt: Der alte Großvater ging gebrechlich daher und zitterte an seinem Stock. Er hatte keine Zähne mehr und hörte und sah nicht viel.
Wenn er am Tisch saß und zitterte, so verschüttete er häufig Essen, und es floss ihm auch zuweilen wieder etwas aus dem Mund. Das ekelte dann seinen Sohn und dessen Frau, und deswegen musste der alte Großvater endlich hinter dem Ofen in seiner Ecke essen. Sie gaben ihm etwas in einem irdenen Schüsselchen, und er wurde nicht einmal satt. So sah er betrübt nach dem Tisch, und die Augen wurden ihm nass.
Neulich hat er sein irdenes Schüsselchen zerbrochen. Die junge Frau keifte sehr mit ihm, er sagte aber nichts, sondern seufzte nur. Sie kaufte ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Pfennige, und daraus musste er gestern Mittag zum ersten Mal essen.
Als sie saßen, schleppte der kleine Junge auf der Erde kleine Brettchen zusammen. Der junge Mann fragte: "Was machst du da, Peter?"
"Ich mache ein Tröglein", sagte das Kind. "Daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin."
Der Mann und seine Frau sahen sich eine Weile an. Dann holten sie den alten Großvater wieder an den Tisch und ließen ihn mitessen.

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 438
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