Danken Sie nicht mir

Der bekannte, 1951 verstorbene Chirurg Professor Sauerbruch, über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt, besaß die wunderbare Gabe, mit seinen Händen Wunden so fein wie ein Schneider zu nähen. Von allen Seiten und aus allen Ländern kamen Menschen, um sich von seiner sicheren Hand operieren zu lassen.
Eines Tages kam ein bekannter Engländer zu ihm, der sich einer schweren Operation unterziehen lassen wollte. Vertrauensvoll übergab er sich den gewandten Händen des Meisters. Als die Operation glücklich verlaufen und die Wunde abgeheilt war, beugte sich eines Tages der Engländer über die Hände des Chirurgen, küsste sie und sagte: "Ich danke Ihnen und Ihren wunderbaren, genialen Händen." Professor Sauerbruch zog sie zurück und sagte schlicht zu ihm: "Danken Sie nicht mir und meinen genialen Händen, sondern dem genialen Schöpfer, der mir diese Gabe verliehen hat."
Alle Gaben haben wir von Gott empfangen. Kein Mensch ist leer ausgegangen. Und wem viel gegeben ist, von dem wird viel erwartet. Gaben sind anvertrautes, geliehenes Gut.

Quelle: Mach ein Fenster dran, Heinz Schäfer, Beispiel 518
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