Da er ihn sah, ging er vorüber

Der Kapitän eines Ozeandampfers sah eines Tages, als sein Schiff eilend durch die Wellen strich, in der Ferne ein Notsignal. Das Fernrohr wurde sofort nach dieser Stelle gerichtet und  man sah einen Mann auf dem Wrack in den Wellen treiben. Um dem Mann zu Hilfe zu eilen, hätte das Schiff anhalten und seinen Kurs rückwärts ändern müssen. 
Der Kapitän dachte daran, wie eilig er es hatte. "Nein," sagte er sich, "ich kann nicht anhalten, diesen Mann wird ein anderes Schiff schon aufnehmen." Er dampfte weiter, war zur rechten Zeit im Hafen und wurde gelobt wegen seiner raschen Fahrt. 
Aber er konnte den Gedanken an den armen schiffbrüchigen Mann nicht los werden. Der Anblick durchs Glas verfolgte ihn Tag und Nacht. Immer sah er ihn auf dem Wrack im wilden Meer, dem Verderben preisgegeben und eine Stimme rief ihm zu: Mörder, Mörder!

Quelle: Der ewig reiche Gott, Dietrich Witt, Beispiel 878
© Alle Rechte vorbehalten