Christus ist zu uns gekommen

Der russische Dichter Nikolai Lesshow zeigt uns in seiner Legende "Ein Gast kommt" einen Menschen, der die Kunst des Vergebens lernte.
Ein Bauer hat an einem Sommerabend ein bestimmtes inneres Erleben, das in ihm die Gewissheit zurücklässt, dass Christus selbst als Gast zu ihm kommen wird. Täglich muss nun seine Frau ein Gedeck mehr auflegen und einen Platz am Tisch freihalten. Täglich erwartet er so den Gast. Zur Weihnachtszeit sind alle unbemittelten Nachbarn zu ihm eingeladen. Schon seit Stunden sind diese in der großen Stube versammelt. Aber Thimophej wartet noch auf "seinen Gast".

Da klopft es an der Tür. Herein tritt - nicht Christus, sondern der Oheim und einstige Vormund des Bauern, sein ärgster Feind! Er ist eine weite Strecke gelaufen, um den zu finden, dem er einst großes Unrecht zugefügt hat. Nun steht er vor ihm und bittet um Verzeihung. Er berichtet, dass er sich verirrt hatte in dem Schneesturm. Da aber sei einer gekommen, der habe ihm auf dem Weg geleuchtet und zu ihm gesagt, er solle an seiner Stelle zu diesem Bauern als Gast gehen. Nach kurzem inneren Kampf spricht der Hausherr: "Du sollst bleiben." Zu allen Anwesenden aber sagt er: "Christus ist zu uns gekommen!"

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 92
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