Buddhistischer Mönch lehnt Bibel ab
Ein Missionar, der 45 Jahre unter den Karenen gearbeitet hat und an der Übersetzung der Bibel beteiligt war, kam in ein Dorf, in dem auch ein buddhistisches Kloster war. Der alte Vorsteher bat den Fremden zu sich. Dieser hatte das NT mitgebracht. Über dieses Buch war der Mönch erstaunt: "Ein Buch in unserer Sprache? Haben nicht unsere Vorfahren immer erzählt, dass fremde, weiße Männer vom Land der untergehenden Sonne kommen werden, um uns das längst verloren gegangene Buch wieder zu bringen? Wenn es das Buch ist, dann lies mir bitte daraus vor." Das tat der Missionar auch. An einer Stelle wollte er etwas erklären. Doch der Vorsteher bat ihn, weiterzulesen, er wolle nicht seine Erklärungen, sondern das Buch hören. Selbst nach einigen Stunden war der alte Mönch nicht müde geworden. Am nächsten Tag kam der Missionar wieder, doch der Mönch war wie verwandelt. Er erklärte dem Missionar: "Siehst du diese Weihegeschenke, die Götter? Achtzig Jahre habe ich sie gesammelt, gepflegt, und jetzt soll ich sie aufgeben? Wenn ich nach dem Buch handeln will, dann muss ich sie wegwerfen; auch ich muss ein anderer werden. Ich will von diesem Buch nichts mehr hören!"
(J. Hesse, Vom Segensgang der Bibel, Verlag der Vereinsbuchhandlung, Calw und Stuttgart 1910)
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