Bis 12 sollten Kinder gar nicht fernsehen
Psychiater bestreitet den Nutzen von Kindersendungen und den des Computers für Kinder
Hirnforscher: Zu viel Fernsehen kann tödlich sein
Fernsehen ist für Kinder schädlicher als bislang angenommen. Das sagte der Ärztliche Direktor der Ulmer Universitätsklinik für Psychiatrie, Manfred Spitzer, dem Nachrichtenmagazin Focus (München). Der Mediziner und Hirnforscher geht davon aus, dass ab 2020 in Deutschland jährlich 40.000 Menschen allein deshalb sterben, weil sie in ihrer Kindheit zu viel ferngesehen haben. Laut Spitzer lässt sich das aus vorliegenden Studien hochrechnen: "Durch Bewegungsmangel und zusätzliches Essen vor der Mattscheibe kommt es zu Übergewicht, was diverse Krankheiten auslöst. Durch Product-Placement wird das Rauchen gefördert." Infarkte, Lungenkrebs und Diabetes seien die Folge - aber auch Morde, da sich durch immer gewalttätigere Inhalte die Aggressivität junger Zuschauer verstärke.
Bis 12 sollten Kinder gar nicht fernsehen
Spitzer glaubt auch nicht an den Nutzen von Kindersendungen. "Die Kleinen können die Informationen von Schirm und Lautsprecher nicht zusammenbringen. Viel besser ist es, wenn Kinder die Welt auch über Riechen, Schmecken, Anfassen erfahren. Jegliches Fernsehen im Kindergartenalter und darunter ist sehr schädlich." Bis zum Alter von zehn bis zwölf sollten Kinder am besten gar nicht fernsehen, später nicht mehr als eine Stunde pro Tag. Dasselbe gelte für den Umgang mit dem Computer. Nach Ansicht des Wissenschaftlers sollten Mädchen unter zwölf nicht an einen Rechner gelassen werden, Jungen sogar erst einige Jahre später. Spitzer hat seine Forschungsergebnisse im Buch "Vorsicht Bildschirm" (Klett-Verlag) veröffentlicht.
Quelle: idea Spektrum 11/2005
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