Bibel lesen, um gesehen zu werden?

Es gibt Bibelleser, die gleichen Scheinwerfern, und andere, die gleichen Leuchttürmen. Scheinwerfer tasten, gierig wie Spürhunde, den Boden ab. Drehen sich langsam, Schritt für Schritt. Lassen sich Zeit, weil sie ihre Arbeit sauber machen wollen. Denn sie wollen sehen - alles, was da an Sehenswertem verborgen sein könnte. Leuchttürme blinken, eilig wie Blitze, über das Gelände hin. Beißen sich nicht fest an jedem Stück, sondern streifen es nur eben und sind schon wieder fort, weil sie schnell weiter müssen. Denn sie wollen gar nicht sehen, sondern gesehen werden - von überallher. Es wird Menschen geben, die die Bibel lesen wie Scheinwerfer. Gierig und gründlich das Feld abtasten. Langsam, Schritt für Schritt weiterrücken, sich Zeit lassen, weil sie ihre Arbeit sauber machen wollen. Denn sie wollen sehen - alles, was da an Sehenswertem verborgen sein könnte. Es wird Menschen geben, die die Bibel lesen wie Leuchttürme. Fliegen eilig über die Sätze hin. Beißen sich nicht fest an jedem Stück, sondern wischen nur so eben darüber hin und sind schon wieder fort, weil sie schnell weiter müssen. Denn sie wollen gar nicht sehen, sondern gesehen werden - von sich selber, von andern und (so meinen sie) von Gott, bei diesem frommen Geschäft.

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 360
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