Bete und arbeite
Neugierige Leute gibt es überall, namentlich in Kurorten; denn in den Ferien haben die Leute Zeit und gucken sich nach allem Möglichen um. So geschah es, dass ein paar junge Leute einem Fischer zuschauten und allerhand wissen wollten. Der Fischer war ein kluger Mann und ein besinnlicher Christ. »Na, Meister«, fragte einer der Jungen, »wie geht das Geschäft?« »Ich bin dankbar, und das ist die Hauptsache.«
»Nun, die Hauptsache ist doch wohl ein guter Fang. Nach welchem Prinzip betreiben Sie den Fischfang?«
»Immer nach dem guten alten Spruch: Bete und arbeite.«
Die jungen Leute verzogen spöttisch das Gesicht. »Na, die Arbeit ist wohl wichtiger als das Beten«, meinte einer lachend.
»Mit der Arbeit allein ist es nicht getan. Das will ich euch zeigen, wenn ihr mich bei der Ausfahrt begleitet.«
»Au - fein!« Alle stimmten begeistert zu.
»Aber ihr müsst dabei auch was tun. Ihr müsst rudern. Könnt ihr das?« Aber klar. Konnten sie natürlich. Als sie abstießen, rief einer: »Halt, da ist ja nur ein Ruder!« »Ja«, nickte der Fischer, der das zweite Ruder versteckt hatte, »ihr müsst eben sehen, wir ihr mit einem Ruder zurechtkommt.« Sie probierten es so und so, aber natürlich kamen sie mit dem einen Ruder nicht vorwärts, sondern drehten sich immer im Kreis. Lachend rückte der Fischer nun mit dem zweiten Ruder heraus, und sofort ging die Fahrt flott. »Seht mal, was auf den zwei Rudern steht!«
Sie fanden auf das eine das Wort »Bete!« gemalt, auf dem andern stand: »Arbeite!« »Mein Grundsatz. Mit einem allein geht's nur im Kreis rum, mit zweien geht es vorwärts.« Die jungen Leute waren nachdenklich geworden, denn sie begriffen gut. Beim Abschied dankte der Älteste dem Fischer.
»Wir werden es uns merken, Meister.« »Was denn?«
»Es heißt: Bete und arbeite!«
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