Berechnet und verrechnet
C. H. Spurgeon:
Der Herzog von Burgund wurde häufig von einem armen Mann bedient, der ein sehr treuer und anhänglicher Untertan war. Eines Tages brachte er seinem Gebieter eine kostbare Frucht, die er in seinem Garten gezogen hatte. Es war nichts als die lautere Treue und Anhänglichkeit an seinen Fürsten, die ihn bewog, diesem die größte und beste Frucht, die sein Garten gebracht, zu überreichen. Der Fürst war von dieser Anhänglichkeit und Liebe so angenehm berührt, dass er die Frucht annahm und dem Diener eine große Summe schenkte. Der Haushofmeister hörte das bald und dachte bei sich: "Ich sehe, dass sich das bezahlt macht; dieser Mensch hat gegen tausend Mark für seine eine Frucht erhalten; ich denke, ich mache dem Herzog auch ein Präsent." Und so kaufte er denn ein schönes Pferd und berechnete, dass er doch mindestens zehnmal so viel wiedererhalten werde, als ihm das Pferd gekostet hatte und so brachte er das wertvolle Tier und schenkte es dem Herzog. Dieser aber war ein weiser Mann; er nahm das Pferd ruhig hin und gab dem habgierigen Haushofmeister nichts. Das war alles.
So sagst du: "Siehe, hier ist ein Christ und er erhält Lohn. Er hat den Armen gegeben und die Gemeinde des Herrn unterstützt und er wird sicher selig werden. Die Sache macht sich bezahlt; ich will auch etwas anlegen." Ja, aber du siehst, dass der Haushofmeister das Pferd dem Herzog nicht aus Liebe und Hingabe, sondern aus sehr großer Selbstsucht gab und darum keinen Lohn erhielt und wenn du Taten der Liebe tust in der Hoffnung, dadurch den Himmel zu erlangen, so ist all deine Tugend keine Tugend, sondern die elendeste Selbstsucht und Christus wird sie nicht anerkennen; du wirst Ihn nicht "Danke dir!" sagen hören.
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