Bekehrung eines Eskimo-Räubers
Am 2. Juni 1738 saß der Missionar Johann Beck in Grönland in seiner Hütte und arbeitete an der Reinschrift einer Übersetzung der Evangelien ins Grönländische. Er war recht mutlos, weil alle seine Arbeit umsonst erschien. Da traten mehrere vorübergehende Eskimos bei ihm ein und sahen seiner Arbeit eine Weile mit Verwunderung zu. Sie wollten wissen, was er da mache und er erklärte ihnen, dass die Zeichen die er da hinsetze, Worte seien und dass so ein Buch auf diese Weise sprechen könne.
"Ja, was sagt dein Buch denn", fragte einer von ihnen, namens Kajarnak, ein Räuberhauptmann. Der Missionar begann darauf, ihm den Bericht von Christi Leiden vorzulegen.
"Aber ich bitte dich", unterbrach Kajarnak den Missionar, "was hat denn dieser Mann getan? Hat Er jemanden beraubt?" - "Nein!" - "Weshalb soll Er dann sterben?" - "Dieser Mann hat nichts Böses getan; aber Kajarnak hat Böses getan. Dieser Mann hat niemanden beraubt; Kajarnak aber hat viele beraubt. Dieser Mann hat niemanden ermordet, Kajarnak aber hat seinen Bruder und sein Kind getötet. Dieser Mann ist gestorben, damit Kajarnak nicht in Sünden sterben müsse."
Das ging dem harten Heiden zu Herzen. Er trat an den Tisch des Missionars und sagte mit lauter und bewegter Stimme: "Erzähle mir das noch einmal, denn ich möchte auch gern selig werden!" Das Herz dieses blutdürstigen Mannes wurde völlig überwunden. Kajarnak wurde gläubig mit seinem ganzen Hause. Im Jahre darauf, am zweiten Osterfeiertage, empfing er mit Frau, Sohn und Tochter die heilige Taufe als Erstlinge unter den Heiden in Grönland. - Und das alles durch den Bericht von den Seelenleiden Jesu in Gethsemane.
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