Bei wem ist Krach zu Hause?

Wilhelm Busch erzählt: Da saßen sie vor mir, meine 80 Konfirmanden. Es waren die ersten, die ich als ganz junger Pfarrer in der Großstadtgemeinde unterrichtete. Ich hatte noch wenig Ahnung, wie es in den großen Mietshäusern aussah, aus denen diese Kinder kamen.
"Heute wollen wir das Gebot besprechen: 'Du sollst nicht töten'" Etwas verständnislos schauten mich die 80 Gesichter an. Man sah es auf den ersten Blick, dass sie nicht die Absicht hatten, Mörder zu werden.
Ich musste versuchen, ihnen klarzumachen, dass vor Gott ein Streit ebenso schwer wiegt wie ein Mord. Aber  -  wussten diese Kinder viel von Streit?
Ich wollte erst einmal die Lage klären, und so fragte ich: "Kinder, bei wem ist Krach im Hause?"
Darauf gingen so viele Finger hoch, dass ich es gar nicht mehr überschaute. "Halt!",  rief ich. "Wir machen es umgekehrt! Jetzt sollen mal die aufstehen, bei denen kein Krach im Hause ist!"
Vier Kinder standen auf.
"Wie? Bei euch ist kein Krach? Offenbar gehört das doch hier zum täglichen Brot! Warum ist denn bei euch kein Krach?"
Antwort  -  wie aus einem Mund  - : "Wir wohnen allein!"
In diesem Augenblick ging mir etwas auf von der grenzenlosen Einsamkeit Jesu, der gesagt hat: "Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen."

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 61
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