Aus dem Spott wurde eine Predigt

Als Georg Whitefield (1714-1770) in der Kraft des Heiligen Geistes das Evangelium von Christus in England verkündete, musste er viel Spott, ja Verfolgung leiden. Einst beschloss einer seiner Hauptfeinde, namens Thorpe, mit drei Genossen seine Predigt vor einer Gesellschaft lästerlich zu machen. Man hatte noch eine Wette veranstaltet, um den Eifer hierbei recht anzuspornen. Jeder von ihnen sollte die Bibel aufschlagen und über den ersten Text, der ihnen in die Augen fallen würde, predigen. Drei von ihnen hatten schon die Gesellschaft auf Kosten der biblischen Wahrheit belustigt, als die Reihe an Thorpe kam. Er schlug auf: "Ich sage: nein; sondern, so ihr euch nicht bessert, werdet ihr alle auch also umkommen!" Diese Worte überzeugten ihn von seiner Freveltat. Sein Gewissen wurde erschüttert; Furcht vor Gottes Strafe ergriff ihn.
Da änderte er Ton und Sprache und aus dem beabsichtigten Spott wurde die ernsteste Predigt. An Stoff war kein Mangel.
Mächtig fühlte er die Nähe des Geistes Gottes. Jedermann sah, wie er aus der Fülle der Überzeugung sprach. Zuerst bewirkte diese unerwartete Wendung eine allgemeine Niedergeschlagenheit, bald aber einen geheimen Unwillen, der sich auf allen Gesichtern ausprägte. Manche Gedanken, die er vortrug, erschreckten ihn selbst so sehr, dass ein Schauer sein Innerstes durchbebte.
Als er geendet hatte, dachte niemand mehr an die Wette. Tiefe Stille herrschte in der Gesellschaft. Traurig, in Nachdenken vertieft, kehrte Thorpe nach Hause zurück, aber das Band der Freundschaft mit den Spöttern blieb zerrissen. Von Tag zu Tag wuchs er in der Erkenntnis Christi. Jetzt suchte er die Gemeinschaft derer, die er zuvor verspottet und verfolgt hatte, ja, bis an sein Lebensende hat er mit Eifer und Treue das Evangelium von Christo verkündigt.

Quelle: Der ewig reiche Gott, Dietrich Witt, Beispiel 960
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