Auch eine Wäsche

Der originelle Pfarrer Flattich in Münchingen bei Stuttgart (gest. 1797) wollte eines Tages eine Frau seiner Gemeinde besuchen, hörte aber, als er sich ihrer Stube näherte, wie sie drinnen mit einer Nachbarin gerade  ihn durch die Hechel ihrer Zähne zog und in liebloser Weise alle seine Schwachheiten aufdeckte. Da kehrte er still wieder um und schickte ihr durch seine Magd sofort den üblichen Wäscherlohn - einen Laib Brot und eine Schüssel Mehl. Die Frau brachte selber die Sachen ins Pfarrhaus und sagte: da müsse ein Irrtum vorliegen; sie habe doch nicht für die Pfarrfamilie gewaschen. "O doch," erwiderte ihr Flattich, "ich bin in meinem ganzen Leben noch nie so schön gewaschen worden wie von euch und eurer Nachbarin. Behaltet den Wäscherlohn; ihr habt ihn wohl verdient."
Aus: Ledderhofe, Leben und Schriften von I. J. Flattich.

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 2370
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