Ameise werden um Ameisen zu helfen

Wenn ich durch den Wald gehe und einen Ameisenhaufen sehe, auf den ein großer Ast gefallen ist, dann möchte ich den Ameisen helfen. Ich sage zu ihnen: "Ihr Ameisen, ihr müsst das so und so machen, dann könnt ihr den Ast wegtransportieren." Sie würden mich nicht verstehen. Wissen Sie, was ich tun müsste, um mich den Ameisen verständlich zu machen? Ich, der Mensch, müsste klein werden, immer kleiner, bis ich endlich aus meinen eigenen Schuhen als Ameise herauskrabbelte. Dann gehe ich auf die Ameisen zu und sage zu ihnen: "Ich bin der, der eben durch den Wald gegangen ist und der die Übersicht hat. Ich bin der, der weiß, wie ihr wieder zurechtfindet." Ich weiß nicht, ob die Ameisen mir das glauben werden.
Die Menschen haben dem Sohn Gottes auch nicht geglaubt. Aber wenn wir das Geheimnis andenken wollen, dann müssen wir in diesen Dimensionen denken, dass der lebendige Gott immer kleiner wurde, nur um sich unserer zerrissenen und durstgequälten Menschheit verständlich zu machen. Wir wissen doch etwas von dem Gewissen, das uns unwahrscheinlich zu schaffen macht, von der Gier, von der Todesangst, von der Schuld, die wir uns und anderen bereitet haben. Und da kommt der lebendige Gott in eine Futterkrippe, geht über diese Erde, bis er vor Petrus steht und fragt: "Wer bin ich?" - "Du bist der Sohn des lebendigen Gottes!"

Quelle: Mach ein Fenster dran, Heinz Schäfer, Beispiel 574
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